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Bereit, uns zu bewohnen

Wir haben die Hände zahllose male nach dem Rettenden ausgestreckt, das wir hinter überwältigender Größe und zwingender Macht erwarteten - nicht nur unsere Religionen, auch unsere Heldenfantasien sind voll davon.

Wie oft aber sind wir dabei ins Kleinste gefallen, hinein in die Ohnmacht des Schwachen, hinein in die Zweck- und Nutzlosigkeit des Schönen, hinein noch in die Arglosigkeit und Unschuld, die nichts von unseren Kämpfen weiss. Und fühlten dabei: das Rettende ist längst da, bereit, uns zu bewohnen.


Jeder Grashalm und jeder Schmetterling trägt in sich den Samen der Revolution, wie der anklagende Blick des Entrechteten und der Schrei des zukunftslosen Kindes: denn die Schönheit der Schöpfung ist ein Raum, in dem menschengemachtes Leiden nicht hinnehmbar ist.

 

Vielleicht haben wir es uns deshalb so warm eingerichtet in unseren Betonwüsten und Strassenlabyrinthen, in unseren Festungen und künstlichen Gärten - damit kein Blühen, kein Wachsen, kein Flügelschlag uns daran erinnere, was wir wirklich sind: Räume der atmenden Gottheit, die Segen für alle will.

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