Der mystische Weg


Ekstasen, verzückte Gesichter, schwärmerische Sprache, und ein geheimnisvoller Einweihungsweg – das sind Assoziationen, die uns in den Sinn kommen, wenn wir das Wort „Mystik“ hören. Man kann sagen, dass die Mystik dringend einer Entmystifizierung bedarf. Mag der mystische Weg auch solche Erschütterungen und manches Mysterium enthalten – er ist vor allem ein Erfahrungsweg, den jeder Mensch gehen kann.

Im mystischen Bewusstsein wächst die Erfahrung von Verbundenheit, Verantwortung und von der Heiligkeit allen Lebens. Wir begreifen mehr und mehr, dass der Schöpfer gegenwärtig ist: an unserem Seelengrund, in unserem Nächsten, in den Erscheinungen der Natur und jenseits von all dem. Wir treten in Be-Ziehung. Das ist nicht nur Quelle eines glücklichen und sinnerfüllten Lebens, sondern auch Medizin für eine verwundete Welt.

 

In unserer Zeit, in der wir vor allem auf Nutzen von Dingen schielen, interessiert sich auch die Wissenschaft für die Effekte der Kontemplation, der Meditation oder des mantrischen Betens. Zweifelsohne sind die Wirkungen dieser Übungswege im Hinblick auf psychische und physische Gesundheit erstaunlich, und das ist wunderbar. Gelebte Mystik ist aber mehr als das. Sie ist eine Lebenshaltung.

In meiner Einzelarbeit bereite ich den Boden für mystische Bewusstheit, indem ich Sie dabei unterstütze, sich von Projektionen zu lösen, klarer zu werden und Schattenarbeit mutig anzugehen. Ich mache Sie mit Übungen vertraut, die sich gezielt der Transformation von Denken, Gefühlswelt und Willen widmen. Und wie sehr wir Menschen auch „üben“ müssen – das alles macht viel, viel Freude.


 

Wenn Sie sich für diesen Weg interessieren, begleite ich Sie gern mit meinem vielfältigen Angebot. Und wenn Sie mehr zum Thema erfahren möchten, stöbern Sie doch ein wenig in den folgenden Texten.


Giannina Wedde

Tel.: +49 030-39934477

eMail: giannina@klanggebet.de



Mystik, ein Erfahrungsweg

Der mystische Weg ist ein Erfahrungsweg, auf dem der Mensch Zugang zu einem Sein findet, das über die Grenzen des „Ich“ hinausweist: Ein Bewusstsein, an dem er Anteil hat. Es sind heute viele unterschiedliche Formen mystischen Erlebens dokumentiert, und man sollte sich nicht von den Ekstasen alter Mystiker oder vom Topos der dauerhaften Seligkeit einschüchtern lassen, wenn man in sich das Sehnen nach Gott oder einem „erwachten“ Leben verspürt. Für manch einen ist mystische Erfahrung groß und erschütternd, für den Anderen ist sie Riss im Schleier der Alltagswirklichkeit, durch den ein Licht ungekannten Staunens hereinsickert. Letztlich kann man über diesen Weg nicht spekulieren - man muss ihn einfach gehen.

Mystik in der Krise

Dem institutionalisierten Christentum ist ein tieferes Interesse an den klassischen Inhalten des mystischen Weges – Reinigung, Erleuchtung und Vereinigung – weitgehend verloren gegangen. Während die frühe Christenheit sich glühend für die Vereinigung mit Gott begeistern konnte – man denke an das paulinische Bekenntnis „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir“, an Meister Eckharts Gottesgeburt in der Seele, an Bernhard von Clairvaux’ Liebesmystik, an die weibliche Kraft der Beginenmystik – verhärtet sich Kirchenlehre zu einem Glaubensbekenntnis, in dem der Einzelne seine Gotteserfahrung nicht findet. Doch die Sehnsucht der Menschen nach der mystischen Essenz der Religion ist groß.

Mystik im Aufbruch

Die Zeit der Globalisierung bedeutet für uns einen ungehinderten Zugang zu den mystischen Traditionen anderer Religionen, etwa zu Zen, Sufismus, Advaita. Postmoderne und Pluralismus tun das ihre, um den Menschen mitsamt seinen alten Gottes-, Welt- und Menschenbildern in Frage zu stellen. Die Soziologie sah es ebenso wie Karl Rahner kommen, dass die mystische Erfahrung des Einzelnen künftig im Mittelpunkt der Wahrheitssuche stehen werde. Religion, Spiritualität, ja Lebensbewältigung und Lebensgestaltung müssen sich im 21. Jahrhundert einer Erfahrung der Seinstiefe verdanken. Kein Ansatz unserer Zeit hat das wohl so klar herausgearbeitet wie die Integrale Spiritualität.



Mystik und Kontext

Viele Menschen nehmen daher heute an, dass die Religionen an ihr Ende gekommen sind. (Ich teile diese Auffassung nicht, auch wenn ich überzeugt bin, dass die Mystik in die Glaubenspraxis zurückfinden muss.) Der westliche Individualist läuft Gefahr, vorschnell tradierte Inhalte abzuwerfen und die eigene Erfahrungswelt zum Inbegriff von Spiritualität zu machen. Wir dürfen nicht vergessen, dass mystische Erfahrung eine Bewegung in Gang setzt, die verantwortungsbewusst angenommen und verkörpert werden will. Es geht nicht so sehr um den „Einbruch des Göttlichen“ als punktuelles Ereignis, als vielmehr um die Dynamik, die im Rahmen solcher Erfahrungen entfaltet. Hier kann ein (Übungs-)Kontext von großer Hilfe sein. Mystik verstand sich stets als Übungs- und als Gemeinschaftsweg - als ein Weg der Umformung, der den Menschen in seiner Vielschichtigkeit radikal ernst nimmt.



Mystik und Welt

Die alten Geschichten von Mystikern zeigen uns oft das Bild eines Menschen, der die Welt verlässt, der Besitz und Tätigkeit aufgibt um sich fortan ganz der Innerlichkeit zu widmen. Es gibt auch das gegenteilige Beispiel von Mystikern, die den Staub des Alltags und die Not des Leidenden nicht scheuten.

 

Zeitgenössische Mystik muss mehr denn je in die Welt weisen, in die Wirklichkeit, in der unser „Ich“ ebenso wie unsere Gaben und Schwächen ihren Platz und ihre Berechtigung haben, weil sie Ausdruck heiligen Lebens sind.


Der Mystiker von heute ist gefordert, seine Erfahrung des tiefen Seinsgrundes in die Welt zu tragen, die gesunden muss an einem Menschen, der um seine Weite und um die Heiligkeit allen Lebens weiss.